Speyside Way – Tag 4 – Nethy Bridge nach Grantown-on-Spey

Blauer Himmel bis Grantown-on-Spey

[Wanderung ca. 11,3 km, leicht] [60 Höhenmeter] [30.05.2023]

Geplant ist heute eine Etappe bis Cromdale, in der Hoffnung dort einen Zeltplatz zu finden und ein Abstecher nach Grantown-on-Spey zum Einkaufen im Supermarkt.

Um 7 Uhr habe ich geduscht, alles ist gepackt, aber mein Auge ist noch geschwollener und blauer als gestern. Außerdem habe ich eine wunde Stelle an der Innenseite meines Oberschenkels, wo sich meine Haut an der neuen Hose zu reiben scheint. Ich vermute, es war die Hitze gestern. Heute soll es noch heißer werden, der Himmel ist blau und keine Wolke in Sicht. Keine guten Voraussetzungen für die heutige Strecke.

Gegen die Sonne und ihre Hitze kann ich zwar den Hut aufsetzen, aber was meine Haut an der Innenseite des Oberschenkels betrifft, habe ich keine Ahnung, wie das passieren konnte. Dort gibt es keine Hosennaht und ich habe mich seit Wochen nicht rasiert. Ich schmiere etwas Calendula-Creme von Weleda drauf und hoffe, dass es besser oder zumindest nicht schlimmer wird. Man meint, auf alles vorbereitet zu sein. Regenkleidung, Gamaschen (hängen seit Tagen am Rucksack), Reiseapotheke von meiner Freundin zusammengestellt (habe ich noch nie gebraucht), und was benötigt man dann auf der Tour?

  1. Ersatzbrille für den Fall, dass man sich lang macht.
  2. Kühlpack für Prellungen.
  3. Lange Unterhose, falls der Wolf zuschlägt.
  4. Ersatzsocken oder Flickgarn, falls der große Zeh mal wieder Luft schnappen will.

Um 8 Uhr gibt es Frühstück, Zeit für einen kleinen Spaziergang am Fluss mit Mozart, der es nicht mehr abwarten kann, er muss dringend pinkeln. Als wir zurückkommen, habe ich schon einen Bärenhunger, der mit einem ausgiebigen englischen Frühstück gestillt wird. Rührei, Bacon (für Mozart), Black Pudding (mag Mozart auch), gegrillte Tomaten und Toast. Sehr, sehr lecker. Ich kann das Nethy House Air BnB Café nur empfehlen. Lecker, Atmosphäre und freundliche Bedienung.

Immer geradeaus fast bis Grantown-on-Spey

Um 8.30 Uhr stehen wir auf der Straße und laufen los. Zuerst am alten, stillgelegten Bahnhof von Nethy Bridge vorbei und dann immer auf der ehemaligen Bahntrasse über und zwischen Wiesen in Richtung Grandown-on-Spey. Immer geradeaus, im Zen-Modus, Blicke nach links und rechts und in die Ferne. Zwei Birkhuhn Männchen streiten und überall stehen Hinweisschilder seine Hunde wegen der Bodenbrüter an der Leine zu führen. Machen wir sowieso.

Der Weg ist schöner als erwartet, meist geht es an Weiden entlang. Schafe und Kühe mit Nachwuchs. Immer schön eingezäunt, irgendwie tunnelartig, aber angenehm und abwechslungsreich. Was gab es noch auf dem Weg nach Grantown-on-spey? Die Rückwand eines Cottages und eine Farmbrücke über den Wanderweg, damit die Rinder von der Weide zum Hof laufen können. Toll, vielleicht stammt sie aus der Zeit, als hier noch die Eisenbahn fuhr.

Es wird immer wärmer, aber wir haben Glück und immer wieder schattige Abschnitte. Nur ein Platz zum Pinkeln ist schwer zu finden. Irgendwann kann und will ich einfach nicht mehr und lege meinen Rucksack direkt am Zaun ab. Dabei schrecke ich ein Birkhuhnweibchen auf, das aufgeregt davonflattert. Oh nein, sie lässt ihren Nachwuchs einfach zurück und allein. Schnell weg, hoffentlich kommt das blöde Huhn wieder. Wäre schade, wenn nicht.

Am Fluss unter der Old Spey Bridge

Mein Wolf wird immer unangenehmer, es scheint die Hitze zu sein, die meine an der Hose reibende Haut reizt. Zum Glück erreichen wir nach ca. 10 km die alte Steinbrücke über den Spey. Die „Old Spey Bridge“ südlich von Grantown-on-Spey. Mozart springt sofort ins Wasser und bleibt dort, ohne Anstalten zu machen, wieder ans Ufer zurückzukehren. Also ziehe ich meine Wanderschuhe aus, setze mich auf einen größeren Stein und hänge meine Füße ins kühle Nass. Von Zeit zu Zeit steht mein Hund auf, um sich ein anderes Plätzchen im Wasser zu suchen. Abkühlung für uns, ein paar Nüsse für mich und Mozart bekommt Leckerlis.

Ein Plausch mit einem Ranger

Eine Stunde verbringen wir am Fluss, dann taucht eine Gruppe Angler auf, die sich am Ufer verteilen. Um sie nicht zu stören, ziehen wir uns auf eine Bank am Ufer zurück. Aber das ist Mozart zu warm, also steigen wir die Stufen zur Brücke hinauf und treffen just in diesem Moment einen Ranger des Cairngorm Nationalparks. Er kommt auf mich zu und fragt direkt: Walking the Speyside? So kommen wir ins Gespräch. Ich erfahre, dass er am Ufer patrouilliert und nach Spaziergängern mit freilaufenden Hunden und Überresten von nächtlichen Lagerfeuern Ausschau hält. Mein angeleinter Hund wird sehr gelobt. Ich erzähle ihm von dem Auerhahn, den ich in den Ish Marshes gesehen habe. „Was?“ Ich muss unglaubliches Glück gehabt haben, denn hier an diesem Abschnitt des Spey gibt es nur noch etwa 500 Exemplare. Murphys Gesetz. Man findet nie etwas, wenn man es sucht, die Dinge kommen zu einem, wenn man nichts erwartet. Fazit: Ich werde nie wieder nach Delphinen oder Orcas Ausschau halten!

Bevor wir uns verabschieden, fragt mich der Ranger, wo ich zelte und ich sage, dass ich bisher auf Plätzen war, morgen wieder auf Plätzen sein werde, aber für heute noch keine Idee habe, wo ich in Cormdale zelten kann. Ein offizieller Lagerplatz am alten Bahnhof, ein Café, ist gerade geschlossen. Und als ich so in der prallen Mittagssonne stehe, habe ich keine Lust mehr, heute noch nach Cromdale zu laufen und peile innerlich den Campingplatz in Grandtown-on-Spey an. Wenn es morgen wieder heiß wird, kann ich ja mit dem Bus von Cromdale nach Balliandalloch fahren. Jetzt muss ich etwas ausholen und erklären warum. Auf der Speyside Way Harvey Karte steht zum Abschnitt Cromdale nach Balliandalloch:

„DOGS under close control are welcome on most oft he Speyside 
Way. However. Because oft he likelihood of encountering 
lifestock, DO NOT TAKE YOUR DOG on the section between 
Balliandalloch and Cromdale.“

Wegen dieser Aussage habe ich schon vor Wochen an den Ranger Service geschrieben und schnell eine Antwort erhalten. Es ist möglich, mit einem kurz angeleinten Hund über die Weiden zu gehen, aber ich muss im Mai/Juni mit Kälbern rechnen. Ich habe keine Lust auf Kühe mit jungen Kälbern, schon gar nicht mit Hund. Aus diesem Grund habe ich mich für eine andere Route entschieden, nämlich für den Radweg.

Grandtown-on-Spey

Ab der alten Brücke könnte man auch am Ufer weitergehen, aber dann hätten wir den netten Ranger nicht getroffen. So müssen wir noch ein Stück an einer Straße entlang, bis wir in den Anagach Wood einbiegen. Hier treffen wir auf 2 entgegenkommende Speyside Wanderer. Ein kurzer Plausch und einige Zeit später erreichen wir Grantown-on-Spey.

Ein Schild weist direkt zum Campingplatz, der ca. 15 Minuten nördlich des Stadtzentrums liegt. An der Rezeption angekommen, gönne ich mir sofort eine eiskalte Zitronenlimonade. Der Rest des Tages besteht aus Faulenzen, Tagebuch schreiben, Seele baumeln lassen und einem kurzen Besuch in Grantown-on-Spey, um für das Abendessen einzukaufen.

GPS Daten Nethy Bridge nach Grantown-on-Spey

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Top