Heute heisst es Abschied nehmen von Poolewe
[24.03.2017]
Eigentlich hätten wir heute schon abreisen müssen, die zwei Wochen im Crofters Cottage sind vorbei. Doch ich habe Alex wegen der ach so kalten Nächte gefragt, ob wir eine Nacht länger bleiben können und er hat sofort ja gesagt, wollte nicht einmal Geld dafür. Es war ein Glück, dass ich diese Entscheidung getroffen habe, warum, dazu später.
Wir machen erst einmal einen langen Spaziergang am Ufer des Ewe und ich mache im Haus sauber, da ich erfahren habe, dass Alex das selber machen würde. Er ist schon weit über 70 und das muss nicht sein, finde ich!
Der lange Abschied und ein Lunch mit Alex
Mittags sind wir in Gairloch verabredet, ich habe Alex zum Essen eingeladen und wir treffen uns um 13 Uhr am Shieling Restaurant direkt neben dem GALE. Es ist selbst zu dieser Jahreszeit ein gut besuchtes Restaurant. Da es hauptsächlich Einheimische Gäste gibt, wird Alex von den Meisten begrüßt. Er ist einen Burger, ich Fisch. Nebenbei habe ich etwas mehr über Alex erfahren, über seine Kindheit und wie schlimm es war mit 12 von zu Hause weggehen zu müssen, um in Dingwall die Schule zu besuchen. Der Rest ist Privat.
Der lange Abschied von Gairloch
Blixa und ich machen noch einmal die Runde vom Hafen zum Strand und zurück. Oben am Parkplatz steht ein Reisebus und 2 Menschen klettern halsbrecherisch den Hang hinunter. Unten angekommen fragen sie mich wie ich mit dem Hund hier herunter gekommen bin. “100 Meter weiter die Strasse hinunter und hinter dem Golfplatz”. Naja, das war unser Weg zurück.
Schon am Strand beobachte ich eine Gruppe Strandläufer, die auffällig an einer Stelle hocken und picken. Ich bin schon auf dem Weg zum Golfplatz, da läuft Blixa zu der Stelle, ich rufe ihn und er kommt nicht! Nichts wie hin, da ist etwas. Es war ein toter Seehund. Nein! Mein erster Seehund ist ein toter Seehund. Habe das sofort am Golfplatz gemeldet.
Der lange Abschied vom River Ewe
Zurück im Cottage packe ich schonmal alles ein und um 19 Uhr machen wir einen letzten Spaziergang zum River Ewe. Auf halber Strecke zu unserem Lieblingsplatz trinkt Blixa wie üblich aus dem Fluss und ich mache ein Foto.
Blixa will nicht weiter, sondern geht Richtung Cottage zurück, komisch.
Wir sind schon am Hang vor dem Haus, ich mache ein letztes Foto vom Cottage.
Dann blicke ich mich um, wo ist Blixa? Er steht am Hang und würgt, erstmal nichts besonderes, sowas kommt bei Hunden vor. Aber etwas stimmt nicht, seine ganze Körperhaltung ist schmerzvoll. Ich gehe zu ihm, aber er will keinen Schritt gehen. Aus purer Verzweiflung schiebe ich ihn Stück für Stück den Hang hoch, trag ihn halb bis zum Eingang zur grünen Terrasse.
Fast ein Abschied von Blixa
Jetzt beginnt ein lange Nacht, irgendwann zwischendurch habe ich noch das Auto gepackt. Blixa ging es sauschlecht, aber was tun? Der nächste Veterinär ist in Dingwall, und in der Nacht hat der gar nicht geöffnet. Blixa will immer wieder aufstehen, Würgen, er hat Schaum vor dem Mund.
Ich denke an den toten Seelöwen am Strand, hat er sich am Leichengift einer Wasserleiche vergiftet? Was kann das sein, er leidet so sehr. Ich bin allein! Schnapp mir meinen Schlafsack und lege mich zu ihm, tröste und streichle ihn, wenn er sich doch mal hinlegt. Zähle jeden seiner Herzschläge, horche auf seinen flachen Atem. Halte ihn, wenn er steht und würgt. Trockne ihm den Schaum vom Mund. Weine, fluche, bin manchmal wütend.
Dann werde ich ruhiger und denke, dass er nicht abreisen will, dass er für immer hier bleiben möchte. Ich mache mir Vorwürfe. Ist der Seehund der Auslöser, wenn ja, warum mussten wir einen Tag länger bleiben. Ist es das Futter? Was zum Henker ist das! Irgendwann döse ich ein wenig ein, werde aber immer wieder wach wenn Blixa unruhig wird und aufsteht, so geht das bis früh in den Morgen. Die Intervalle werden aber immer kürzer und gegen Morgen schlafen wir Beide.
Ich werde wach und habe voll die Panik, doch Blixa schläft tief und fest, er atmet auch wieder ruhig und deutlich. Sternschuppe DANKE. Jetzt kann ich es laut sagen, denn er ist in Erfüllung gegangen, mein Wunsch als ich vor ein paar Tagen eine Sternschnuppe gesehen habe.