Von Kirn nach Hahnenbach – Soonwaldsteig Tag 1

Anreise nach Kirn und der Weg zur Unterkunft

[Wanderung ca. 7,6 km, leicht] [ca. 270 Höhenmeter] [09.10.2020]

Eine Abfahrt mit HIndernissen

Nach einer langen Zugfahrt mit typischer ICC Verspätung und einem verpassten Anschlusszug in Mainz, kamen wir um kurz vor 16 Uhr in Kirn an. Dabei hätte ich fast den Zug am Start in Fröndenberg verpasst, denn auf der Autofahrt zum Bahnhof merke ich plötzlich, dass ich meine leichten Turnschuhe noch anhabe. Verflixt, ich muß zurück nach Hause! Das schaffe ich niemals, sagt mir ein Blick auf die Uhr, es ist 9:32 und um 9:52 fährt der Zug ab.

Soll es das gewesen sein? Ohne große Hoffnung wird gewendet, die Ampeln sind gnädig, um 9:40 bin ich wieder zu Hause und es beginnt erneut die Fahrt zum ca. 6 km enfernten Bahnhof. Wieder haben die Ampeln ein Einsehen mit mir und vor mir fährt auch kein PKW nach Vorschrift. Um 9:51 bin ich am Bahnhof, und es gibt sogar ausreichend Parkplätze. Das Gleis liegt direkt am Parkplatz und so schaffe ich es tatsächlich genau mit dem Zug am Bahngleis anzukommen. Das war Präzisionsarbeit!

Im Zug und auf den Bahnhöfen war es richtig „spooky“ all die Menschen mit Vermummung zu sehen. Meine Maske find ich nicht, dabei hätte ich schwören können sie eingepackt zu haben. Aus der Not heraus machen ich kurzerhand eine Verbrechermaske aus meinem Minihandtuch und bekomme ziemlich schlecht Luft. Später finde ich die Maske in meinem Klamottensack, toll!

Auf der Strecke Mainz – Kirn schaue ich die ganze Zeit aus dem Fenster. Massive Felsformationen und immer wieder Weinberge auf der einen, die Nahe auf der anderen Seite. Hier war ich noch nie!

Ankunft in Kirn

Der Bahnhof in Kirn ist ziemlich häßlich und heruntergekommen. Ich muss noch den Trekkingplatz bei der Nahe Touristik bezahlen, der ist zwar gebucht, aber nicht beglichen, denn meine Kreditkarte kannte noch kein Sicherheitsverfahren. Das war gestern alles ziemlich knapp, weil man vorher keine Plätze buchen konnte, Corona sei Dank geht Campen auch erst ab morgen. Zum Glück ist das Büro gegenüber vom Bahnhof, und ich konnte sogar die überall ausverkaufte Leporello Wanderkarte erstehen. Trotz GPS und Komoot mag ich lieber mit Karte gehen, da erschließt sich einem die Welt jenseits der Wege.

Endlich geht es los

So, alles erledigt, es kann losgehen. Wir gehen die Bahnhofsstraße ein Stück Richtung Westen, und am Hahnenbach angekommen folgen wir seinem Lauf Stadteinwärts. Das ist schön! Der Bach fließt über große, natürliche Steinplatten und liegt etwas unterhalb der rechts und links liegenden, von wohnhäusern gesäumten Straßen. Leider ist es ziemlich schwül, es hat vor unserer Ankunft etwas geregnet und der Himmel ist grau. Die Welt sieht aus als hätte man ihr die Farben weggesaugt.

Als die Straße zur Sackgasse wird, führt eine Treppe hinauf zu einer Straße, der wir kurz folgen, bis die nächste Straßenkreuzung erreicht wird. Ein Weg geht hinauf in Richtung Kallenfels, ziemlich steil, aber auf weichen Wegen die angenehm zu gehen sind. Auf steiler Asphaltdecke steigen wir hinab in den Stadtteil Kallenfels, von wo aus man einen recht guten Blick auf die drei Burgen der Ruine Steinkrallenfels hat. In Laufrichtung erblicke ich auf einem Felsvorsprung im Wald ein großes Gebäude, das könnte Schloss Wartenstein sein.

Vor den Häusern spielen Kinder und eines ruft: „Keks! Der sieht aus wie der Hund aus der Sendung Löwenzahn!“ Ich muss schmunzeln, ein Berner Sennen Hund war mein Kindheitstraum. Schuld war Bootsmann aus der Kinderserie Ferien auf Saltkrokan.

Im dunklen Wald

Jetzt geht es aber tatsächlich in den Wald hinauf, und was für ein Wald! Als Fichten-Geplagte-Sauerland-Bewohnerin bin ich bezaubert von den Eichen, Buchen, Birken und sogar Bergahorn! Es ist sehr dunkel im Wald, man hat ein absolut grünes Gefühl! An einer Kehre mache ich kurz Rast und lasse Mozart etwas trinken, denn am Bahnhof vorhin war er dafür zu gestresst. Genau jetzt kommt für ein paar Minuten die Sonne heraus und erhellt vereinzelte Stellen im Wald mit ihrem Lichtstrahlen. Dazu die Vögel und ihre Musik, toll!

Schloss Wartenstein

An der nächsten Biegung treffen wir urplötzlich auf das geschlossene Schloss Wartenstein, ein nicht unbescheidenes Waldschlösschen mit tollem Ausblick über die Landschaft, die Burgruine Steinkrallenfels und die Kryburg oberhalb von Kirn.

Ankunft in Hahnenbach

Hinter dem Schloss geht es steil hinunter, teilweise über Treppen. Bergab ist unangenehmer als bergauf. Zwar schwitzt man beim Anstieg wie in der Sauna, was sicher auch der sehr hohen Luftfeuchtigkeit geschuldet ist, aber abwärts muss man das Gewicht des Rucksacks auch noch abfangen, und das geht in die Oberschenkel. Zum Glück war ich immer fleißig beim Krafttraining, denn sonst ginge das hier ganz schön auf die Knie. Mozart scheint sein Rucksack nicht zu behindern, er springt ganz munter herum und ich muss ihn wie immer abwärts etwas bremsen.

Als wir in Hahnenbach an einer grünen Wiese ankommen wird er besonders übermütig und springt freudig umher. Nach einem weiten Bogen am Hang entlang um Hahnenbach herum, auf grasigem Walduntergrund, ist der Weg für uns heute zu Ende. Wir haben hier eine Unterkunft, denn die Camping- und Trekking-Camps machen erst morgen wieder auf.

Der Empfang ist herzlich und unsere Wirtin Veronika Gentes freundet sich schnell mit Mozart an. Das ist sehr ungewöhnlich für meinen kleinen Angsthasen. Auch die Metalltreppe mit Gitterstufen geht er ohne Probleme hinauf zu unsrer kleiner Ferienwohnung. Wohnraum, Esstisch, Küche, Doppelbett und Bad unter der Dachschrägen, und der Preis ist ungewöhnlich niedrig, ich hatte mehr erwartet als ich gestern gebucht habe.

Es ist 19 Uhr und wir haben Hunger und Mozart ist sehr müde nach dem langen Tag, denn die ganze Bahnfahrt über war er viel zu angespannt, um sich richtig auszuruhen.

Jetzt regnet es gewaltig auf die schrägen Fenster. Schauen wir mal wie morgen das Wetter ist.

 

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