John o’Groats Trail – Tag 6 – Lothbeg Point to Helmsdale

Nebel, Schafe, Seehunde, ein Glen und Helmsdale

[Wanderung ca. 12,5 km, leicht] [ca. 160 Höhenmeter] [01.05.2019]

Guten Morgen Lothbeg Point, heute geht es nach Helmsdale

Am Morgen sind wir von grasenden Schafen umgeben, die sofort ein Stück weglaufen, wenn wir näherkommen. Also sitzen wir einfach da, trinken unseren Tee oder Kaffee und schauen die Schafe genauso dämlich an wie sie uns, zufrieden grinsend. Die heutige Etappe führt uns weiter nach Helmsdale. Die Nacht war sehr kalt, Ju hat etwas gefroren, auch deshalb werden wir in Helmsdale im Hostel absteigen.

Einsamkeit und gedämpte Farben im Nebel

Das Wetter ist bedeckt, leichter Nebel liegt über der Welt, Himmel und Meer verschmelzen am Horizont miteinander. Es ist still, kein Windhauch weht. Insgesamt eine ruhige und beruhigende Stimmung.

 

Der Sand ist zu trocken, so wandern wir erneut über die jetzt gewohnte Grasnarbe oberhalb des Strandes oder über Steine.

Wieder stapfen wir mit einem Fuß vor dem Anderen voran, oder balancieren über Steine, immer mal kurz anhaltend, um die Seevögel zu beobachten, oder einen Blick zurück zu werfen, was wir sowieso schon seit Tagen machen, denn im Blick zurück liegt immer wieder eine neue, atemberaubende Perspektive auf die absolut einsame Landschaft um uns herum.

Seehunde werden hier selten von Menschen gestört

Wir sind hier ganz allein, bis auf die Seehunde, die am Strand faulenzen oder im seichten Wasser am Ufer dümpeln. Wir beobachten sie genauso wie sie uns. Wie anders ist das Gefühl diese entspannten Tiere in ihrer angestammten Umgebung und nicht in einem von Menschen gebauten Gefängnis zu erleben. Eigentlich stört diese Perfektion nur der angespülte Müll. Keine Tonnen von Plastik, aber immer wieder sieht man den Mist.

Die tollen Holzbrücken vom John o’Groats Trail

Auch heute überqueren wir wieder einige Flüsschen, die in das Meer münden. Einige von Stein zu Stein, andere über eine Holzbrücke der fleißigen John o’Groats Volontäre. Danke euch!

Weg vom Meer und hinein ins Innere

Der sandige Strand wird zum Steinstrand, die Landschaft wilder, wir verlassen den Bereich des Mikroklimas und den Strand, überqueren die Bahngleise und wandern hinauf zu einem Glen. Der Wegweiser zeigt in Richtung Gartaidh Mòr.

Wir überqueren eine Stahlbrücke und treffen auf der anderen Seite auf einen verfallenen, kleinen Hof. Eine Reihe, ich glaube Kirschbäume steht davor und im Hintergrund sieht man das Meer in der Ferne, landeinwärts geht der Blick über das Glen. Warum verlässt man so einen Zauberort? Das zweistöckige Haupthaus ist bescheiden, aber geräumiger als die kleinen Cottages. Drinnen steht noch ein zerfallenes Sofa, eine Treppe führt hinauf in den zweiten Stock.

Die letzten Meter bis Helmsdale

Weiter geht es den Weg hinunter nach Helmsdale, das unter uns an einer Flussmündung gebaut wurde. Am Weg stehen kleine Häuschen und an der Brücke eine Skulptur mit einer Familie. Darüber wehen die Fahnen von Schottland, Australien, Neuseeland, USA und Canada. Das kann nur Highland Clearences bedeutet, diese Statue scheint den Auswanderern gewidmet zu sein.

Das tolle Timespan Touristencenter

Wir suchen die Information und finden sie im Timespan, aber auch Tee, heiße Schokolade, Brownies und meine heiß geliebten Scones mit Butter und Marmelade. Nach einer kurzen Rast und Aufwärm-Phase, es ist kalt geworden, gehen wir Richtung Hostel. Vorher kauft Ju noch Handschuhe und ein paar warme Leggins, es soll in den kommenden Tagen sehr kalt werden, vielleicht sogar schneien. Weshalb wir heute Nacht auch im Hostel verbringen werden.

Unser Traumhostel

Das Helmsdale Tourist Hostel ist der Hammer! Ein großer, riesiger Raum mit Küche, Kamin, großem langen Esstisch und schwarzen Ledersofas. Nicht zu vergessen der tolle Holzboden. Wir sind schon geflascht von der Halle und dem herzlichen Empfang von Marie, dann aber völlig sprachlos beim Anblick des hellen, geräumigen Zimmers mit eigenem Bad. Alles frisch renoviert.

Ganz früher war dies wohl einmal eine Schule, daher sicher die hohen, hellen Fenster. Auch wenn es mir für alle anderen B&B’s und Hotels im Ort leidtut, aber Wanderer kommst du nach Helmsdale, dann wohne hier.  Aus unserem Zimmerfenster sieht man direkt auf einen total mit Ginster bewachsenen Hügel, auf dem eine schottische Fahne weht. Deshalb darf Ju oben schlafen, um immer einen Ausblick auf den Ginsterberg zu haben, den ich spontan in JuBerg umtaufe.

Und jetzt gibt es Fish and Chips

Und was gibt es zu essen? Da es hier einen Hafen gibt war mir schon vorher klar – Fish and Chips. Das soll hier der Beste in der ganzen Gegend sein, sagt zumindest die junge Frau, die uns in Brora durch die Destillery geführt hat, und die wir im zum Restaurant La Mirage  gehörenden Fish and Chips Imbiss treffen. War super lecker, der Fisch total frisch, das stimmt, aber eine riesige Portion, eigentlich ein Double Fish and Chips.

Ausklang des Tages im Pup

Als krönenden Abschluss geht es noch in den Pup auf einen Whiskey, dabei verliert Liverpool gegen Barcelona, während wir unsere Berichte sortieren, und ich am Tagebuch schreibe. Damit mache ich später im Hostel noch ein wenig weiter, und spreche kurz mit dem heute einzigen weiteren Gast, einem 80-Jährigen, der mit dem Fahrrad zu Gunsten der Rettungsflieger von Devon mit dem Fahrrad von John o’Groats bis Lands End fahren will. Morgen ist sein erster Tag. Krass, wie irre!

Das Einschlafen in den weichen Betten dauert nur Sekunden.

Der Weg

Wieder einmal nicht zu verfehlen, da es fast ausschließlich am Strand entlang geht. Wir haben uns vor Helmsdale für die Route oberhalb zum Glen entschieden. Ist auch unbedingt zu empfehlen, da es mal nicht am Strand entlang geht und man neue Eindrücke bekommt. Dieser Weg ist sehr gut ausgeschildert. Achtung, wir haben die Tour mit Komoot ab Brora, der eigentlichen Etappe aufgezeichnet. Heute waren es daher nur ca. 12,5 km.

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