Uplandsteig Tag 4 – Willingen bis Trekkingplatz Schutzhütte Strombruch

Mentales Auf und Ab und eine Entscheidung

[Wanderung 23,0 km, schwer] [470 Höhenmeter] [24.05.2021]

Wärmende Strahlen dringen durch meine Zeltwand und fordern zum Aufstehen auf. Durch die Tannen, die zwischen uns und der verlassenen Sommerrodelbahn stehen, dringen vereinzelte Sonnenstrahlen bis zu uns vor. Es ist kalt, also ist Bewegung angesagt. Das Zelt ist trocken und wird als Erstes abgebaut und verpackt, somit ist das erledigt und mir warm genug für das schnelle Frühstück. Heute geht es für Ju bis zum Wanderparkplatz am Dommel, wo unsere Autos stehen. Für mich geht es danach weiter bis zum Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch.

Während ich noch mein Porridge verspeise, steht Ju schon in der Sonne und wartet auf den Aufbruch. Das kommt davon, wenn man mit jemandem unterwegs ist, der am Morgen nur einen Kaffee trinkt. Auch Mozart muss noch gesattelt werden und dann ziehen wir die Piste hinunter nach Willingen. Ein kleines Stück vom Uplandsteig haben wir so ausgelassen, aber egal, so genau nehmen wir die Streckenführung nicht.

Sauerland Ballermann

Während ich noch mein Porridge verspeise, steht Ju schon in der Sonne und wartet auf den Aufbruch. Das kommt davon, wenn man mit jemandem unterwegs ist, der am Morgen nur einen Kaffee trinkt. Auch Mozart muss noch gesattelt werden und dann ziehen wir die Piste hinunter nach Willingen. Ein kleines Stück vom Uplandsteig haben wir so ausgelassen, aber egal, so genau nehmen wir die Streckenführung nicht.

Irgendwie ist dieser Corona verlassene Skiort mit seinen Pisten etwas Spooky. In der Entfernung sehen wir einen Sessellift in Betrieb, warum und wozu das? Am Bahnhof füllen wir Wasser nach und Ju rauscht noch schnell zur daneben liegenden Tanke und kauft 2 Cookies. Dann geht es durch den fast menschenleeren Ort vorbei an diversen geschlossenen Kneipen und unendlich vielen Hotels.

Oh Willingen! Hier scheint der Sauftourismus die Oberhand zu haben. Ob das so gut ist? Vor 3 Jahren war ich zum Skispringen mit meiner Enkelin hier. Sie wollte die Männer sehen, die durch die Luft fliegen. Haben wir, aber auch tausende von mehr oder wenig betrunkenen Zuschauern. Steht dafür die hässliche Bettenburg mit mehr als 6000 Betten direkt im Zentrum? Willingen, Willingen, ich hoffe du schaffst den Umstieg in einen sanfteren Tourismus. Die Natur bietet sich an, der Trekking Park ist vielleicht ein Anfang.

In Schleifen zur Schwalenburg

Wir verlassen die Stadt, nicht ohne beim Anstieg immer mal wieder einen Blick über den Ort zu wagen. Leider kein wirklich schönes Panorama zu finden. Wir bewegen uns nordwärts am Hang über der Itter, vorbei am Gasthof Schöner Blick, hinunter zur Landstraße und über das Flüsschen. Am anderen Ufer im Bogen zurück, um kurz vor Schwalefeld wieder nördlich ansteigend in Richtung Burgruine.

Nach einem kurzen Anstieg sind wir oben angekommen und haben einen herrlichen Blick über das Aarbachtal. Wir entdecken hier den Trekkingplatz Schwalenburg bei Schwalefeld mit einer Schutzhütte. Toller Platz! Ich will hier auch mal mein Zelt aufschlagen, und zwar mit Enkelin. Vielleicht im August. Mit ihr könnte ich dann in der Burgruine am Abend Ritter und Burgfräulein spielen, oder einfach Backgammon, oder ein Kartenspiel. Heute jedoch haben wir noch ein Stück Wegzu gehen, es wartet der Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch auf mich.

Die noch erhaltenen Wälle der Schwalenburg sind imposant. Kein Wunder, dass diese Festung nicht einnehmbar war. Es scheinen Schafe hier gegrast zu haben, Reste einer typischen mobilen Zauneinheit stehen herum und die Hinterlassenschaften sind auch nicht zu übersehen.  Beim Abstieg später entdecke ich dann auch ein Schild: „Landschaftspfleger im Einsatz“.

Im Zentrum der Anlage steht ein hölzerner Aussichtsturm. Ich muss da nicht rauf, es reicht mir zu sehen was ich sehen kann mit meinen 1,68 Metern. So genieße ich ganz einfach die Sonnenstrahlen, einen Snickers, und horche den Geräuschen aus der Vergangenheit zu. Immer wieder tauchen Menschen auf, die Mozart sofort anbellt, sobald sie zu nahekommen. Hütehund, typisch. Dabei hat er mehr schiss vor Fremden als diese jemals vermuten würden.

Durch das Aarbachtal und Abkühlung für die Füße

Nach viel zu kurzer Zeit wird es doch recht kühl hier oben, denn die Sonne verschwindet immer wieder hinter Wolken und die Temperatur ist noch weit unter 12 Grad. Wir steigen den kurzen, aber knackigen Abstieg in das Tal hinunter, wobei Mozart super auf mich wartet, und nicht versucht in einem Rutsch hinunter zu laufen. Er macht das so prima.

Der Weg führt nicht nach Schwalefeld hinein, sondern zwischen den Wiesen nördlich und südlich mit 2 senkrechten Abstiegen die Wiesen hinunter, was für Ju’s Knie nicht angenehm ist. Dort wo das Tal sich verengt, müssen wir über den nächsten Hügel, und beim Anblick der fast senkrechten 45 Grad Steigung auf einem schnurgeraden Weg ahnt uns was kommen wird.

Vorher möchte ich Mozart am Bach etwas trinken lassen und sehe dabei, dass hier in der Kneipp Anlage Wasser ist. Ju will nicht, na dann ich auch nicht, entweder alle oder keiner. Also will Ju doch. Sie bekommt leider ihre Wanderhose nur bis unterhalb der Knie hochgezogen, bei mir geht mehr. Und so bleibt sie auf der kurzen Treppe und ich gehe, begleitet mit Jauchzern und Schreien einmal rundum durch das eiskalte Wasser. Danach sind unsere Füße, aber auch unsere Gehirne bereit für den folgenden Weg hinauf nach Rattlar.

Ich schätze mal 200 Höhenmeter auf etwas mehr als einem Kilometer. Tempo reduzieren und hoch. Trotzdem haben wir eine Verschnaufpause einlegen müssen.

Das Leben der Kühe

Nördlich umgehen wir Rattlar, und dann kommen wir am Grauen vorbei, einer Fleischfabrik, vielleicht auch Milchfabrik. Die Qualen der Kühe schnüren mir das Herz zusammen und mir wird unglaublich schlecht. Tränen rinnen mir über die Wangen und mir tut es so unendlich leid was hier abgeht. Mit zusammen gezogenen Gefühlen gehe ich weiter und übersehe fast die Gruppe Jungbullen auf der Wiese. Tiere fühlen. Vielleicht fühlen sie was mich bewegt, sehen meinen traurigen Blick und folgen mir bis an das Ende der Weide. Ich wünsche ihnen von Herzen, dass sie nicht nach Beirut oder an einen anderen Ort des Grauens verschifft werden, oder tagelang auf einem LKW durch die Gegend gefahren werden. Tiere fühlten!

Ju meint, ich sollte Kuhhirte werden oder war in einem früheren Leben selbst eine Kuh. Dann habe ich aber noch Glück gehabt, solche Kuhfabriken gab es vor meiner Geburt noch nicht. Tröstlich ist der schöne Weg in der Höhe!

Stimmungsschwankungen

Meine Stimmung ist auf dem Nullpunkt, denn Judith wird mich in kurzer Zeit am Dommel verlassen. Gerade kann ich mir ein weiter ohne sie nicht vorstellen, und so mach ich auf dem letzten Stück bergauf zum Dommelhof schlapp und hock mich an den Wegesrand. Mein Frust, die Wut müssen raus, danach geht es besser, ich werde die Wanderung mit Ju beenden, nur das erscheint mir richtig. Außerdem ziehen dunkle Wolken auf, so dunkel wie mein Gemüt. Am Dommel wollen wir noch einmal die Wettervorhersage für die nächsten Tage checken, doch im Grunde genommen steht mein Entschluss fest. Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch und der komplette Diemelsteig fällt flach.

Abbruch und Bekehrung

Am Dommel fängt es an zu Regnen und ich bin nicht ich. Eine ganz merkwürdige Stimmung entsteht hier am Ende von Ju’s Wanderung, es tut mir so leid ihr den Abschluss damit zu Vermiesen. Wir setzen uns jeder für sich in unsere Autos und fahren los. Unterwegs fühle ich mich noch schlechter als vorher. Wenn ich so zu Hause ankomme, sind alle schönen Erinnerungen und Erlebnisse der letzten Tage nichts mehr wert. Weitergehen ist der einzige sinnvolle Weg. Vor Olsberg kehre ich um und fahre durch den Regen zurück zum Dommel, um die letztenpaar Meter bis zum Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch anzugehen.

Wegen des vorausgesagten, regnerischen Wetters nehme ich mein Unna mit. Ansonsten brauche ich nur noch mein Trekking Food, Tee und Kaffee nachzufüllen, und das Essen für Mozart für die nächsten Tage. Wasser fülle ich großzügig nach, und auch Mozart verpasse ich 1 Liter in seinen Rucksack. Schnell noch eine SMS an Ju, in der ich ihr meine Entscheidung mitteile, in der Hoffnung positive Vibrations zu übermitteln.

Trekkingplatz Schutzhütte Strombruch

Es sind nur 2-3 km zum Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch, bis dorthin führt der Weg über eine breite Wanderautobahn bis zum Ziel. Ist das ein toller Platz, was für eine Optik! Irgendwo dahinten liegt der Diemelsee! In meinem Dusel hatte ich vergessen, dass eine Hütte nur wenige Meter entfernt steht. Abendessen und Frühstück im Trockenen sind gesichert. Wir müssen nicht die ganze Zeit im Zelt hocken. JA!

Durch meine Abbruch Aktion ist es jetzt bereits nach 18 Uhr, und eine kurze Regenpause ermöglicht mir einen raschen und trockenen Aufbau. Isomatte und Quilt ins Zelt und dann schnell vor dem nächsten Guss zur Hütte und den obligatorischen Tee zubereiten. Danach Wasser erhitzen für meine Tütennahrung und das Futter für Mozart. Beides kurz aufquellen lassen und danach wird gespeist. Wir verbleiben nur noch eine Weile in der Hütte, hören den Vögeln zu, die in jeder Regenpause sofort wieder mit dem Singen beginnen und gehen dann zum Zelt, wo sich das Konzert fortsetzt. Eine Kuschelrunde mit Mozart und schon sind wir eingeschlafen.

GPS Daten

Durch die Unterbrechung am Dommel gibt es diesmal einen kurzen zweiten Teil. Hier die korrigierten Daten ohne Pausen, inklusive Teil 2 vom Parkplatz am Dommel bis zum Trekkingplatz-Schutzhütte-Strombruch:

03:58; 20,3 km; 4,8 km/h; 530 m; 500 m

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