Auf dem Rob Roy Way nach Callander über die Menteith Hills – Tag 5

Durch die Menteith Hills zum Loch Venachar

[Wanderung ca, 20 km, mittel] [320 Höhenmeter] [17.10.2019]

Heute morgen ging es nach einem ausgiebigen Frühstück am River Teith zurück auf den Rob Roy Way. Die Vorfreude ist groß, denn es geht über die Menteith Hills hinüber an den ersten See auf dieser Tour mit dem Namen Loch Venachar.

Aufstieg über dem Morgennebel

Am Medical Center überqueren wir die Straße und treffen direkt auf ein menschenleeres Areal mit Hütten, das aussieht wie ein Ferienlager, das Dounans Outdoor Center. Wieder sind wir auf einer „forest road“, man bemerke den Unterschied zwischen Forstweg, wie er im Sauerland gebräuchlich ist, und dem Begriff Forststraße für diesen stetig ansteigenden Abschnitt.

Der Ausblick oberhalb des Golfplatzes auf das im Morgennebel liegende Tal und die Vorfreude auf diesen Wandertag läßt jedoch sofort Glücksgefühle strömen.

Wir begegnen einigen Spaziergängern mit ihren Hunden, die von einem nahen Parkplatz in den Wald gelangen. Und weiter geht es hinauf, hinauf, bis zu einem Kahlschlag. Ab hier verläuft der Weg endlich nicht mehr auf Schotter, sondern auf einem schmalen, matschigen Pfad. Wir lieben es, wir sind in den Menteith Hills. Mozart geht voran und findet den optimalen Weg, ich folge ihm. Es geht wieder in den Wald, überall Moos, Wasser und Tannenbäume. Der Farn fehlt natürlich auch hier nicht, allerdings wirkt der Farn hier nicht wie eine Mauer, sondern wächst mal hier, mal da, mal dort.

Schafe töten verboten!

Vor einer Steinmauer kreuzen wir einen kleinen Bach. Ein Schild weist eine Schafweide aus, bittet Hundebesitzer um Kontrolle und verbietet das Töten der Schafe. WOW! Vor uns liegt eine riesige Weide zwischen zwei Bergrücken. Eine wilde Landschaft mit Grasbüscheln, Heidekraut und überall Wasser. Ich sehe Kuhfladen und ahne, wir sind hier nicht nur von Schafen umgeben.

Nach kurzer Zeit höre ich das Tor an der Steinmauer wieder zuschlagen. Folgt uns da jemand auf diesem Weg? Mozart ist etwas nervös, er mag es ja überhaupt nicht, wenn etwas von hinten kommt. Ich schiebe das auf die Nähe der Highland Cows, die ich in einiger Entfernung am Hang sehe. Trotzdem schaut Mozart immer wieder zurück, doch ich sehe niemanden. Aber dann muss er doch etwas gesehen haben, denn er springt panisch zur Seite. Und ich, die Leine fest in der Hand haltend, bloß nicht loslassen, falle in den nassen Matsch, habe mich aber nicht verletzt. Glück. Die Hosenbeine und meine Ärmel sind nass und dreckig. Egal, das trocknet wieder, und dann wird der verbliebene Dreck ausgeschüttelt.

Ein netter Typ

Kurz vor dem Verlassen dieser Weide, an einem Gatter sehe ich endlich die Gestalt hinter uns. Ein einsamer Wanderer. Ich warte am Tor, denn er winkt mir zu. Wir unterhalten uns kurz. Er macht nur diese Etappe, seine Familie wartet in Callander auf ihn. Netter Typ aus Edinburgh, nettes Gespräch. Ich lasse ihn von dannen ziehen, da er leichter unterwegs ist als wir. Es steht auch bald unsere erste kurze Pause am kleinen Bergsee Lochan Allt a‘ Dhuibh an, den wir nach wenigen Minuten erreichen.

Zwei Angler sortieren ihre Gerätschaften, ein Boot dümpelt im Wasser, sonst ist hier Stille und herrliche Einsamkeit vor den nackten Hügelrücken der Menteith Hills, die Bens und Beinns und Hills. Die genauen Namen werde ich mir niemals merken können.

Zum Schreien schön!

Nach dem See verlassen wir die Menteith Hills wieder auf einer Forststraße! Doch was für ein Panorama, als sich der Blick auf Loch Venachar öffnet. Ich schrei dann mal los! Mozart schaut mich erstaunt an. Wie herrlich, unser erstes Loch auf dieser Wanderung nach einer Tour über einen Hügel erblicken und genießen zu können. Hinunter zum See gehe ich singend und sammle Samen am Wegesrand. Mal schauen, ob die eingesammelten Ginstersamen für Ju die Reise überstehen.

Loch Venachar, wie ein riesiger Spiegel

Am Ufer angekommen gehen wir wieder auf einer Single Road. Nicht alle Autofahrer scheinen zu beherzigen, dass hier Wanderer und Fahrradfahrer unterwegs sind, und daher das Tempo auf 30 km/h begrenzt ist. So wandern wir am Ufer entlang bis zum Ende des Lochs und machen eine kurze Fotopause am Parkplatz, den ich vorab als möglichen Campingplatz in Betracht gezogen habe. Hier stehen Schilder, dass man von März bis September eine Erlaubnis benötigt, um an ausgewiesenen Uferbereichen zu zelten. Das ist mir aber alles sowohl zu nah am Wasser als auch zu nah an der Strasse.

Es ist noch früh, sieht nach Regen aus. Ich studiere die Karte, denn nach Callander will ich heute unbedingt zum Einkaufen. Vielleicht kann man mir in der Information Auskunft geben wo man auf dem nächsten Abschnitt Campen kann. Es geht also weiter, bye bye Loch Venachar.

Eine Rast in Callander

Wir müssen vor Callander noch einmal über eine Forststraße etwas hinauf und wieder hinunter, je näher wir Callander kommen, desto schmaler wird der Weg. Wir erreichen eine Hauptstraße und durchqueren einen typischen Playground, überqueren eine Brücke und schon sind wir mitten in Callander. Die Stadt besteht hauptsächlich aus einer busy Hauptstraße. Ein Platz links und rechts der Straße gibt dem ganzen etwas Raum.

Und da ist auch schon die Information in unmittelbarer Nähe. Ich kaufe 5 Postkarten für die Familie und bekomme eine Karte, auf der die Zeltzonen im ganzen Trossard Gebiet aufgezeichnet sind. Immer nah am Wasser und oft nah an Straßen. Im nächsten Ort, Kilmahog, sollte ich einen Platz am Fluss finden. Prima!

Ah! Eine Bäckerei, das bedeutet Pies zum Abendessen und Scones zum Frühstück. Ein nettes älteres Ehepaar verdonnere ich dazu auf Mozart aufzupassen, bis ich wieder herauskomme und sie die Bäckerei betreten dürfen. Danke! Die zwei waren etwa überrumpelt von mir, sie konnten nicht nein sagen, Entschuldigung!

Fat Jacks Diner

In der Info habe ich erfahren, dass Hunde in Restaurants verboten, aber in Pubs erlaubt sind. Direkt gegenüber ist ein Pub, es gibt Toast und einen Kaffee. Wir sitzen trotzdem draußen unter der Markise im Trockenen vor dem Nieselregen, der jetzt aufkommt, denn drinnen war es mir zu warm. Postkarten schreiben, Tagebuch schreiben und Menschen beobachten.

Die Langsamkeit, oder die Entschleunigung im Post Office

Irgendwann sind wir wieder aufgebrochen, zielgerichtet an allen einladenden, meist kleinen Geschäften mit Souvenirs oder ähnlichen Gütern vorbei. Ich suche nach dem Post Office, um Briefmarken für meine Postkarten zu kaufen. In einer Seitenstraße entdecke ich das Schild und wir betreten den kleinen Verkaufsraum, gefüllt mit Souvenirs, darunter zwei Plüschschafe, die aussehen wie Shaun das Schaf, eine der Lieblings Comics meiner Enkelin. Je eines mit weißem, und schwarzem Kopf. Kartons und Versandtaschen werden auch angeboten, das heißt hier wird jetzt ein Packet für meine Enkelkinder gepackt!

Mit fertig gepacktem Karton lande ich am Schalter bei einem Postbeamten, der mindestens seit 20 Jahren in Rente sein müsste. Ich frage ob er etwas Klebeband hat, um das Packet etwas zu verstärken, denn die Ecken schließen nicht ordentlich. Was jetzt kommt hätte ich gerne gefilmt. Die Popsongs aus dem Radio mitsummend klebt er in aller Ruhe die 4 Seiten des Päckchens einzeln ab. Dann rechnet er auf Papier die Summe aller Einzelteile, um dann nochmal, nach abschließender Begutachtung des Pakets, einen Klebestreifen an der Seite anzubringen. Ich hätte ihn am Liebsten hinter seinem Schalter umarmt! Was ist Zeit? Was ist Technik? Alles unnütz, es geht auch beschaulich und gelassen, denn nur so bekomme ich das liebevollste gepackte Päckchen dieses Jahrhunderts. Diesen Postbesuch werde ich nie vergessen.

Ein Platz für das Zelt

Beim nächsten Stop im Tesco dann das totale Gegenteil, mit Kassenservice im Effizienzmodus. In ruhe die Güter verstauen und die Geldbörse einstecken? Gibt es hier nicht. Also packe ich draußen Milch und Äpfel in das Deckelfach und nichts wie weg hier. So verlassen wir Callander an einer Picknick Area, und kurze Zeit später beginnt auf der alten Eisenbahnstrecke der aktuelle Rad-, und Wanderweg, den wir ab jetzt einige Zeit begehen werden.

Leider links und rechts eingezäunt. Das hatten wir doch schon einmal auf dem Weg nach Drymen. Wo zelten? Sicher nicht auf den Schafweiden jenseits des Zauns. In Höhe von Kilmahog kreuzt plötzlich eine Single Road Schotterstraße den Weg und wir stehen an einer großen Wiese oberhalb des Flusses. Das passt!

Der perfekte Aufbau im Regen

Gerade als das Außenzelt steht beginnt ein kurzer, aber heftiger Schauer. Ich schmeiß den Rucksack unter das Zeltdach und Mozart springt hinterher. Wir sind im Trockenen, nur das Gras ist etwas feucht.

Mozart wird der Rucksack abgenommen und im rechten Bereich des Zeltes platziert. Das Groundshield und Innenzelt auf der linken Seite einhacken, das Innenzelt bis zur Hälfte einhängen, Evazott Matte halb aufgerollt rein, Mozart den Weg durch den Eingang weisen, Rucksack rein, und den Rest des Zeltes einhängen. Fertig! Die Aktion hat perfekt funktioniert, besser als gedacht.

Immer freundlich bleiben

Nachdem der Regen aufgehört hat bin ich noch raus zum Abspannen, danach zum Fluß und Wasser pumpen, dann Abendessen.

Um 19 Uhr ist es schon fast dunkel. Ein Auto kommt über die Schotterstraße und fährt vorbei. Als ich es erneut höre trete ich hinaus und winke. Das Auto biegt zu uns ab, hält und ein Mann winkt zurück. Ich frage ihn, ob es ok ist, wenn wir hier zelten. Als Antwort bekomme ich ein Dankeschön fürs Fragen, eine Bitte den Hund nicht zu den Schafen zu lassen, eine kurze Unterhaltung und man wünscht mir eine gute Nacht. Wie man doch mit ein wenig Freundlichkeit mit herzlichen Worten und einem kleinen Plausch belohnt werden kann.

Zelt am Leny
Unser Zelt am Fluss in der Abenddämmerung. Miese Qualität, aber mein Handy schafft keine gescheiten Bilder im Dunkeln.

Danach bekommt Mozart sein Quilt angelegt, wir legen uns ab, Mozart wird noch eine ganze Weile am Kopf gekrault und so liegen wir im Dunkeln, meine Gedanken laufen noch einmal den heutigen Weg durch die Menteith Hills und am Loch Venachar ab und Mozart liegt dabei völlig regungslos in seinem Quilt und genießt.

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