Mit meinem Hund CO2 neutral per Bahn und Schiff
Zum zweiten Mal geht es dieses Jahr nach Schottland. Diesmal geht es mit Bahn und der Fähre nach Schottland, so CO2 neutral Anreisen wie eben möglich. Unser Ziel ist Glasgow, und von dort geht es über eine Etappe des West Highland Way und danach auf den Rob Roy Way bis Pitlochtry.
Die Idee zu dieser Wanderung kam von Marie, der guten Seele aus dem Hostel in Helmsdale, die wir in diesem Frühling auf dem John o’Groats Trail kennengelernt haben. Sie hat mir uns Buch geschenkt über den Rob Roy Way, das sie zusammen mit einer Freundin geschrieben hat. Das sind die Zeichen, die mir meine Wege weisen. Außerdem schien es mir eine gute Idee zu sein im Herbst unter bunten Bäumen und an nebelverhangenen Seen entlang zu wandern.
Von Fröndenberg bis Amsterdam mit dem Zug
Es ist fast 19 Uhr, und hinter uns liegt ein langer, fast verschlafener Tag, weil ich den Wecker mal wieder überhört habe. Zum Glück wurde ich um 5:30 von Volker geweckt, und obwohl es Sonntag ist sind meine lieben Mieter aufgestanden, um mir alles Gute auf dem Weg zu wünschen. Kaffee kochen, waschen, anziehen und los ging es mit dem ach so schweren Rucksack per Auto zum nächsten Bahnhof in Fröndenberg.
Zu Fuß vom Bahnhof in Drihuis zur Fähre
Mozart trägt seinen eigenen, knallroten Rucksack und macht das auf den mit Menschen überfüllten Bahnhöfen ganz prima. Insgesamt 3x mussten wir bis Drihuis umsteigen, der letzten Haltestelle vor dem Hafen. Es gibt zwar einen Pendelbus von Amsterdam zum Hafen, aber laut telefonischer Auskunft der DFDS sind Hunde auf den Bussen nicht erlaubt. Tja, dann gehen wir eben, und in Newcastle werde ich versuchen irgendwie mit den Öffis zum Bahnhof zu kommen. Aber noch sind wir in den Niederlanden und bis zum Hafen schlappe 5-6 km Fußweg.
Es ist warm, viel zu warm für meine Jacke. Es fängt an zu regnen und ich wechsle in meine Regenjacke, immer noch zu warm, wenn auch nicht mehr so warm wie meine warme Jacke. Man beachte die viele Wärme in einem Satz! So gehen wir die breiten Straßen mit den typischen Radwegen entlang, gesäumt von den typischen holländischen Häusern. Man beachte das viele typische in einem Satz!
Wir sind die einzigen Fußgänger. Eine Frau kommt uns mit dem Fahrrad entgegen und winkt erfreut. Etwas später überholt sie uns auf ihrer Rückfahrt und grüßt und winkt und lacht und hat sichtlich Freude daran uns zu sehen.
Das Gewicht meines Rucksacks
Verdammt, der Rucksack ist schwer, schwerer als im Frühling, und er drückt wieder auf die Hüften, sehr unangenehm! Etwas über 15 kg sind es jetzt zusammen mit der ZEIT, die ich mir in Düsseldorf am Bahnhof gekauft habe. Die 4 Bananen habe ich zum Glück zu Hause gelassen!
Das Deckelfach vom Rucksack ist diesmal mit dabei. Ich brauchte mehr Volumen, da mein Zelt diesmal nicht auf 2 Personen aufteilt werden kann. Hinzu kommt Ju’s Synthetik Quilt, das mehr Volumen hat als meines. Der Gedanke an viel Regen und nassem Hund im Zelt passt nicht zu meinem geliebten Daunen Quilt, und mein eigener, neuer Synthetik Quilt aus USA wird erst im folgenden Jahr bei mir eintreffen. Was ist sonst noch zusätzlich dabei? Topf, erste Hilfe und neben der mit Wolle gefütterten Jacke noch meine leichte Daunenjacke für die kalten Stunden abends am Zelt oder falls es mal so richtig kalt wird.
Mein Körper muss sich erst wieder an das Gewicht gewöhnen. Immerhin weis ich das jetzt aus Erfahrung. Trotzdem krass, am ersten Tag denke ich jedes Mal: Wie soll das mit dem Monster über all die kommenden Kilometer klappen? Immerhin konnte ich vorhin die Papiertickets entsorgen, wieder ein paar Gramm weniger. Haha, ich habe tatsächlich ein halbes, doppelt gebackenes Graubrot dabei, das sind 500 Gramm anständiges Brot für die kommenden Tage.
Auf der Fähre nach Newcastle
Am Terminal habe ich mir eine kalte Fanta gegönnt. Mann, hatte ich einen Durst und Zuckerbedarf! Mozart mag nicht trinken, es ist alles ziemlich stressig hier für ihn mit den vielen Menschen und dem vielen Wasser mit den großen und kleinen Schiffen. Den Geruch von Meer kennt er noch nicht, eine neue Erfahrung. Auch hier in der Kabine bleibt sein Wassernapf unberührt.
Wie bei der letzten Überfahrt mit Blixa vor 2 Jahren haben wir wieder eine 4 Bett Kabine, in der die beiden oberen Betten hochgeklappt sind. Direkt nach der Ankunft habe ich mich in die Koje gehauen und 2 Stunden gepennt und die langweilige Zeit bis zur Ausfahrt der Fähre überbrückt. Es gab aber auch Nachholbedarf nach einer viel zu kurzen Nacht, denn zum Einschlafen war ich gestern Abend viel zu nervös.
CO2 neutral Anreisen mit der Fähre?
Vielleicht denkt der Eine oder Andere Leser inwieweit eine Fähre eine CO2 neutral Anreisen sein könnte. Die Frage habe ich mir natürlich auch gestellt, aber was wäre die Alternative, um auf eine Insel zu kommen? Vielleicht per Zug durch den Tunnel, und dann komplett per Bahn bis Glasgow. Aber das wäre ein großer Umweg, und leider gibt es keine genauen Angaben zu meinem CO2-Fußabdruck auf der Fähre. Als Vergleich diente mir eine eintägige Kreuzfahrt mit 0,242t, dagegen steht der Flug mit 2,4t.
Das Hundedeck auf der Fähre
Als die Fähre endlich ablegt, bin ich zuerst zum Hundedeck und habe dabei gleichzeitig getestet wie Mozart sich verhält, wenn ich die Kabine verlasse. Das Hundedeck ist eine kleine Ecke neben einer Treppe, mit einem mit Plastikefeu geschmücktem Zaun und 2 mit Kies gefüllten, kleinen Sandkästen. Hey! Mein Hund ist keine Katze! Hier fehlt ein Baumstamm! Habe ich sonst keine Probleme? Immerhin gibt es hier auf diesem Schiff so einen Platz, das Hundehotel liegt auf dem Weg und alle Herrchen und Frauchen können jederzeit zu ihren Tieren und ein wenig frische Meeresluft einatmen. Oder noch besser, den Hund mit in die Kabine nehmen. Das ist überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Hundeknast auf den P&Q Ferries.
Und was macht Mozart in der Zwischenzeit allein in der Kabine? Er liegt natürlich auf meinem Bett, da machste nix! Aber er hat nicht gejault, oder gebellt, oder sonstigen Quatsch gemacht. Prima! Dann sind wir zusammen zum Hundedeck und haben die kleine, verängstigte Wanda aus Polen kennengelernt. Sie sieht unserer Tessa sehr ähnlich, wie es ihr wohl geht. Das Schiff beginnt immer mehr zu schlingern, zusammen mit dem ständigen Motorengeräusch nicht einladend für Hundeseelen. Nur einem kleinen, frechen Yorki schien das nicht zu stören.
Jetzt sind wir wieder in unserer Kabine, nebenan bellt ein Hund, Mozart liegt zu meinen Füßen und ich schreibe in mein Tagebuch. Um 8 gibt es Abendessen. Den Luxus gönne ich mir. Schlappe 20€ für Abendessen und Frühstück beim Buchen des Tickets, da konnte ich nicht wiedersehen!
Mozart war die ganze Nacht unruhig, hat auf meiner schmalen Koje geschlafen und sich angekuschelt. Immer wieder stand er mitten in der Nacht auf allen Vieren und hechelte ziemlich stark. Erstaunlicherweise hat das mit seinem Futter am Abend gut geklappt, die unbekannte Umgebung scheint ihm nicht auf den Magen geschlagen zu sein. Trotzdem bin ich wegen seiner Unruhe mitten in der Nacht noch einmal mit ihm raus auf die Hundewiese. Aber welcher Hund macht in einer Kiste mit Kies? Zudem schlingerte das Schiff noch mehr als am Abend. Mir macht das Spaß, wenn man beim gehen in Luftlöcher läuft, oder der Boden viel eher auftaucht als erwartet, aber für einen Hund muss das eine bedrohliche Situation sein, die nicht erklärt werden kann. Für sie ist die Welt plötzlich physikalisch auf dem Kopf gestellt.