John o’Groats Trail – Tag 7 – Helmsdale via Badbea to Berriedale

Weite, Wind und Steine – John o’Groats Trail Etappe 9

[Wanderung ca. 15,5 km, schwer] [ca. 430 Höhenmeter] [02.05.2019]

Helmsdale am Morgen – ein leichter Tag, so dachten wir

Wir werden noch eine weitere Nacht im Hostel bleiben.
Nicht, weil wir müde sind –
sondern weil wir klug sind. Grins*

Marie, die gute Seele des Hauses,
hat uns gewarnt:
Die nächste Etappe ist anspruchsvoll –
besonders für alle,
die sich mit Klippenwanderungen noch nicht so auskennen.
Und in den kommenden Nächten soll es unter null gehen.
Ju’s Quilt ist dafür nicht gemacht.

Also beschließen wir:
leichtes Gepäck,
eine Busrückfahrt nach Helmsdale
und ein zweite Nacht im warmen Hostel.
Ein B&B in Berriedale wäre teurer –
unsere Lösung ist praktischer, billiger, klüger,
und bequemer?

Vor uns steht schon unser 80-jähriger Radfahrer bereit.
Er wird heute von Freunden mit dem Camper nach John o’Groats gefahren, wo seine Radtour beginnen wird.
Er war aufgeregt, stand früh auf,
und wird heute Abend noch einmal im Hostel übernachten.
Wir hoffen, dann zu hören, wie sein erster Tag war.

Auch wir machen uns auf den Weg.
Der Rucksack bleibt nicht zurück –
wir nehmen meinen, gut gefüllt mit Wasser, Proviant
und Kleidung für jedes Wetter,
aber ohne den ganzen restlichen Balast.
Wir werden ihn abwechselnd tragen.
Und beim Start fühlt sich alles leicht an.
Fast wie fliegen.

Wer den richtigen Weg findet ist klar im Vorteil

Frisch, munter – und direkt verlaufen

Vom Hostel geht’s runter zum Hafen,
dann führt der Trail wieder raus,
über eine Wiese zurück an die Küste.

Wir sind voller Energie.
Morgensonne, die Küste bekommt Klippen, noch sind sie nicht hoch.
Und der Weg – wie gewohnt:
Grasnarbe, Steine, ein bisschen Trittgefühl.

Dann nur noch Steine.
Und plötzlich ein Wasserfall.
Ein hübscher – aber keiner, an dem man vorbeikommt.
Wir sind zu weit gelaufen.

Ein Blick zurück:
Da war doch ein verfallenes Cottage…
Genau dort wäre der Pfad hoch in Richtung Navidale abgebogen.
Wir waren zu leichtfüßig.
Jetzt haben wir zwei Optionen:
Plan A zurück – oder Plan B hoch.

Wir entscheiden uns für Plan B:
Querfeldein, oder besser gesagt Querfeldhoch.

Ju voraus, ich folge.
Steil ist untertrieben.
Ich krabbele wie ein Käfer,
mit einem vollen Rucksackpanzer am Rücken,
auf allen Vieren,
leicht überfordert – aber immerhin motiviert.

Ju ist schon oben.
Und dann?
Barbed wire fence!
Stacheldraht. Direkt vor der Nase.
Kein Tor, kein Durchschlupf –
nur scharfes Metall auf Taillenhöhe.

Ju dreht sich um,
blickt mich an
und sagt ernsthaft:
„Ich geh wieder runter.“

Was?!
Runter?
Auf DEM Hang?
Ich sehe nur rutschiges Gras,
nasse Erde, Fels –
und unten?
Felsen. Wasser. Game over.

„Wenn wir da runtergehen,
rutschen wir weg und landen im Ginsterkoma –
oder schlimmer.“
Ich sehe es in ihren Augen:
Sie will das wirklich.

Also sage ich:
„Wir müssen da drüber.
Es ist kein Verbrechen.
Es ist… Notwehr.“

Ich lege meine Jacke über den Draht.
Eine kleine Brücke zwischen Gesetz und Freiheit.
Ju zögert.
Dann steigt sie –
und damit auch symbolisch –
über ihr inneres Gesetz.

Ich folge.
Und drüben?
Kein Alarm, kein Blitzschlag.
Nur der richtige Pfad.

Sisters in Crime.
Und zurück auf Spur.

Am Rande der Klippen

Nach dem Querfeldhoch-Abenteuer und dem gesetzlosen Stacheldrahtmoment
sind wir wieder auf dem offiziellen Trail.
Zumindest meistens.
Denn jetzt beginnt das große Pfadsuchspiel.

Es geht weiter über Weidewiesen –
nach all den Grasnarben gar nicht mehr so schlimm.
Man gewöhnt sich an alles.
Auch an Hügel.

Der Pfad führt immer leicht bergauf,
entlang des oberen Rands der bewachsenen Klippen.
Mal mit Blick aufs Meer, mal mit Blick ins Heidekraut.
Oder in gar keine Richtung, weil wir ihn wieder verloren haben.

Aber irgendwo taucht immer ein Wegweiser auf.
Oder eine der vielen kleinen Kletterhilfen:
Stiles aus Holz,
Kissing Gates,
einmal sogar eine Drehtür aus Metall,
so dekorativ wie überdimensioniert.

Wir lachen viel.
Kommentieren jedes neue Gate wie eine Filmkulisse.
Testen unsere Klettertechnik.
Und danken innerlich den fleißigen Helfern des John o’Groats Trail,
die all das gebaut haben.
Mit Liebe, mit Humor,
und vermutlich mit der Erfahrung:
„Irgendwer läuft da eh wieder dran vorbei.“

Wir schließen jedes Gatter brav.
Auch wenn nur ein Hase durchpassen könnte –
das Prinzip zählt.

Zwischendurch verlieren wir wieder mal den Pfad.
Im Heidekraut.
Aber er findet uns meistens wieder.
Und so geht es weiter:
kichernd, suchend, über Holzbügel,
durch Gate-Designs aller Art –
immer ein bisschen höher.

Trail Info – Gate-Gala – die 7 Stilrichtungen der schottischen Pfadkultur

    1. The Classic Stile – Zwei Holzstufen. Zwei Chancen für ein elegantes Beinheben.
    2. Kissing Gate – Nur einer passt rein, einer wartet draußen. Spannung garantiert.
    3. Swinging Metal Gate – Dreht sich wie beim Ball – nur ohne Walzer.
    4. Das Unsichtbare Gatter – Von Ginster getarnt. Nur für Profis.
    5. Der wacklige Balken – Balancierhilfe oder Schafschreck? Unklar.
    6. Das Nadelöhr aus Draht – Mehr Yoga als Wanderung.
    7. Der Highland High-Stepper – Zwei Meter hoch. Weil warum nicht?
    8. Eine Papprolle – Das Geheimnis wird morgen gelüftet

 

Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg, oder Frühstück ohne Feindkontakt

In regelmäßigen Abständen tauchen sie auf:
kleine, verrostete Betonbunker.
Nicht verwittert – nur rostnarbig.
Trotzig wehren sie sich gegen das Vergessen,
wie verstreute Mahnmale aus einer anderen Zeit.
Sie zerfallen nicht, sie halten einfach nicht mehr alles zusammen.

Wir sehen sie schon seit Brora.
Alle paar Kilometer steht so ein Relikt da,
blickt schweigend aufs Meer hinaus,
als würde es noch immer Wache halten.

Einer dieser Bunker wird heute zur Frühstücksstation.
Wir setzen uns ins Trockene,
kaum dass wir die ersten Bissen ausgepackt haben,
beginnt es kurz und heftig zu regnen.

Aber wir sind drin.
In Deckung.

Ju hat am Morgen Eier gekocht.
Wir essen still, mit Blick auf das graue Meer.
Und dann –
werden wir kindisch.
Oder historisch.
Oder beides.

Wir sind plötzlich in Uniform,
und schlüpfen in die Rollen:
schottische Küstenverteidigung, circa 1942.
„Periskop auf 11 Uhr!“
„Landeeinheit in Sicht?“
„Nein, nur ein Delphin!“
„Ju, ich glaub, ich seh ein U-Boot.“
„Wenn’s Schokolade mitbringt, darf’s landen.“

Der makabere Twist:
Wir wären damals die Feinde gewesen.
Und sitzen jetzt hier,
als Wanderinnen mit Regenjacke
und Ei in der Hand.

Kein Feind in Sicht.
Nur eine friedliche Küstenlinie,
und der stille Wunsch:
Oh Europa – bleib bitte bei Frieden.

Landeinwärts ins Reich der Ord of Caithness

Weiter geht es, den Schildern nach –
manchmal eindeutig,
meistens eher so:
„Könnte ein Pfad sein… war da ein Fußabdruck?“

Wir folgen dem,
was wie ein Weg aussieht,
oder einfach der Richtung,
die das Gelände uns vorgibt.

Gras.
Heidekraut.
Blumen.
Und immer wieder: Ginster.

Das Panorama bleibt zurück.
wir wandern landeinwärts
in die stille Wunderwelt des Ord of Caithness.
Ab und zu ein Knick nach links oder rechts,
leichtes Auf und Ab–
kleine Bäche, die sich querlegen.

Der Weg?
Er ist irgendwo zwischen Schild,
Intuition
und „Da ist was Plattgetretenes“.

Durch das Moor – grau, still, weit

Kein Hochmoor. Aber hoch genug für Einsamkeit.

Dann sind wir da: Caithness Moor.

Kein Sumpf,
überhaupt nicht feucht, eher knochentrocken,
Und alles in gedeckten Farben:
Schwarz.
Blassgrün.
Dunkles Rot.

Das Heidekraut blüht nicht.
Es steht hart, störrisch, verzweigt –
kein Drauftreten, kaum ein Dazwischen
Man sucht mit den Augen:
freie Stellen, lichte Flecken,
kleine Trittflächen,
die der Fuß erreichen darf.

Der Blick geht voraus – der Fuß folgt.
Jeder Schritt ist ein Versuch,
nicht zu stolpern,
nicht hängenzubleiben.

Wollgras flattert dazwischen,
weiß und zerzaust –
fast zärtlich zwischen all dem Starren.

Es ist eine stille Einsamkeit,
über die der Wind leise streichelt.
Und ich merke, wie still es in mir wird,
wie still es ist, trotz der Nähe zur Route 500.

Bis zu dem Einschnitt da vorne müssen wir noch:
stolpernd.

Oh Ousdale – Das vergessene Broch

Eine Begegnung mit der Vergangenheit, die sich noch nicht zu erkennen gibt

Wir treffen auf Reifenspuren.
Sie wirken fremd hier –
als hätte jemand mit einem kleinen Fahrzeug
eine Schneise durchs weiche Gelände gezogen.

Daneben: zugeschnittene Holzplanken.
Wir wundern uns.
Wer bringt hier oben Holz her? Und warum?

Wir laufen weiter.
Und dann – fast beiläufig –
liegt es da.

Ein verfallenes Broch.

Kein Schild.
Kein Geländer.
Nur ein Hauch von Mauer,
von rund,
von „Hier war mal etwas.“

Die Vegetation hat sich darübergelegt,
fast zärtlich.
Gras, Heide, Flechten, ein Baum wächst in seinem Inneren –
als wollten sie die Geschichte bedecken.
Oder bewahren.

Und dann dieser Blick.
Zwischen zwei Anhöhen hindurch aufs Meer.
So als hätte jemand ihn absichtlich platziert.
Ein Fenster aus der Vergangenheit in die Weite.

Wir verweilen.
Aber nur kurz.
Ich würde gern länger bleiben.
Etwas hält mich hier.
Oder besser:
Etwas ruft.

Ich würde gern länger bleiben.
Aber Ju steht schon ein paar Meter weiter.
Ich gehe –
noch ohne zu wissen,
was mich hierher später zurückbringen wird.

Hinunter zum Ousdale Burn

Ein Abstieg mit Höhengefühl

Direkt hinter dem Broch beginnt der Abstieg.
Zuerst noch harmlos –
eine Holztreppe, ein Geländer, ein paar Holzstufen.
Dann ändert sich das Gelände schlagartig.

Es geht tief – und ziemlich steil hinunter,
in den Taleinschnitt des Ousdale.
Fast alpin.
Ein Abstieg, der Konzentration verlangt.
Und Vertrauen.

Zum Glück ist es trocken.
Ein Segen,
vor allem für Ju –
sie ist so etwas noch nie gegangen.
Wäre der Boden rutschig,
bräuchten wir ein Seil.

Aber so reicht:
Bäume zum Festhalten.
Wurzeln, die als Trittstufen dienen.

Ganz ehrlich?
Ich liebe solche Abstiege.
Sie machen was mit mir –
fordern mich,
lassen mich lebendig fühlen.
Auch wenn mir an ein, zwei Stellen wirklich mulmig wird.

Aber ich zeige das nicht.
Nicht heute.
Denn Ju kämpft.
Und sie soll wissen:
Ich hab das im Griff.
Für uns beide.

Ich taste mich voran, teste Tritte
mache leise Ansagen.
Und sie geht.
Schritt für Schritt.

Unten, direkt am Bach, atmen wir auf.
Kurze Pause.
Kurz grinsen.

Und dann:
Da liegen wieder Holzplanken.
Bereit zum Verbauen.
Jetzt wissen wir,
wofür sie gedacht sind.

Und wir sind froh,
dass wir sie (noch) nicht gebraucht haben.

Badbea – das Dorf, das verschwand – und doch bleibt

Nach dem Ousdale geht es wieder hinauf.
Gemächlich diesmal,
nicht so steil wie zuvor beim Abstieg.

Wir erreichen erneut die Klippen –
das Meer rückt näher,
der Wind kommt schärfer.
Kalt. Unerbittlich.
Der Abstand zum Rand ist schmal,
teils sehr schmal.

Und dann: Mauern.
Bruchstücke.
Steine,
gerade noch als Fundamente zu erkennen.

Was ist das hier?

Ein Dorf.
Hier.
An dieser windgepeitschten, klippennahen Stelle?
Unglaublich. Und doch wahr.

Badbea Clearance Village

Ein Ort wie eine Fußnote –
fast verschluckt von der Landschaft.
Und trotzdem so präsent,
dass man stehenbleibt
und nicht mehr weiterweiß.

Hier lebten Menschen.
Zwischen Abgrund und Trostlosigkeit.
Hier, wo kein Zugang zum Meer war,
kein Schutz, kein Land, kein Recht.

Die Mauern sind nur Reste.
Grundrisse.
Der Wind pfeift durch das,
was mal Leben war.

Und dann beginnt es in mir zu kochen.

Hier hausten die Vertriebenen.
Nicht wohnten –
hausten.

12 Familien.
Mit Kindern.
Mit wenigen Tieren.
Kein Zugang zum Meer.
Keine Zukunft.
Kein Dazugehören.

Der fruchtbare Teil des Landes,
hinter den Steinmauern,
war den Schafen vorbehalten.
Mehr als 100 Schafe pro Einwohner.
Menschen wurden ersetzt.

Kinder wurden festgebunden –
damit sie nicht von den Klippen geweht wurden.
Tiere auch.

Viele Menschen sind einfach verreckt.
Ja – das Wort passt.
Verreckt, weil sie nichts mehr galten.
Rausgeschmissen, verjagt, vernichtet.

Wer Glück hatte,
durfte Heringe fangen.
Tag für Tag, eiskalt, blutig.
Wer Pech hatte –
verhungerte.
So einfach war das.

Und viele sind ausgewandert.
Kanada. Australien. Neuseeland.
Weg. Raus. Nie wieder zurück.

So auch die Familie,
deren Nachfahre später das Denkmal hier errichtete.
Ein einfacher Stein –
aber mehr als manche je zurücklassen konnten.

Wir machen kein Foto.
Nur eines vom Denkmal.
Nicht vom Ort.

Vielleicht, weil man diesen Ort nicht fotografieren kann.
Man muss hier gewesen sein.

Ich bin fassungslos.
Und wütend.
Und ganz leise.
Denn hier schreit alles – und verweht im Wind über die Klippen.

Ich hatte gelesen:
Pikten. Brochs. Clearances.
Worte.
Zeilen.
Fakten.

Jetzt – auf diesem Trail –
werden sie zu Wirklichkeit.
Nicht Geschichte.
Gegenwart.

Seit Dunrobin Castle
bin ich eingetaucht.
Hier, in Badbea,
stehe ich mittendrin.
Und ich weiß:
Ich werde noch tiefer gehen.

Badbea –ist heute Gedenkort der Highland Clearances.

Der Rest war Schweigen

Wir verlassen Badbea schweigend.
Der Ort bleibt hinter uns,
aber er wirkt nach.

Wir trotten still,
fast wie in Trance,
auf der sicheren Seite des Zauns entlang, bei den Schafen
dem Abgrund fern,
dem Denken nah.

Kein Wort.
Kein Foto.
Nur Schritte.

Und dann –
als hätte jemand den Vorhang geöffnet –
liegt es plötzlich vor uns:

Berriedale – zurück im Jetzt

Weite Weiden.
Schafmütter mit ihren Lämmern.
Kleine wollige Wesen,
so lebendig, so einfach.

Wir stehen einen Moment –
und merken:
Wir sind wieder da.
Im Jetzt.

Der Blick fällt auf Berriedale Bay.
Auf der gegenüberliegenden Seite
windet sich die Route 500 in engen Serpentinen den Hang hinauf
zum eigentlichen Örtchen –
ein Anblick wie aus einem geträumten Schottland-Film.

Wir steigen langsam ins Tal hinab.
Unten angekommen:
Freude.
Palim, palim.
Wir haben wieder Luft, die düsteren Gedanken verschwinden.

Kein Tee, aber Patrizia

Es ist 16 Uhr – zu spät für den Tearoom.
Geschlossen. Schade.
Dafür hat ein Laden direkt daneben noch offen:
Ein Goldschmiedeatelier.

Wir treten ein –
und stehen vor einer Bayerin mit Punkfrisur.
Patrizia.
Über Edinburgh und Lybster hat sie es hierher verschlagen –
nach Berriedale.

Skurril?
Irgendwie ja.
Aber auch bemerkenswert.
Gerade hier, in der Abgeschiedenheit dieses Orts.

Der Bus kommt erst in zwei Stunden.
Also:
Wir gehen noch ein Stück.

Der alte Hafen – Berriedale Bay

Eine kleine Perle in rauer Kulisse

Der Weg am Fluss führt uns zu einer Reihe alter weißer Cottages
an einer kleinen Bucht mit Strand,
die man über eine Wackelbrücke erreicht,
und die wir bei der Ankunft von Oben gesehen haben.

Wie ein natürlicher Hafen,
in dem der Fluss mündet –
halb versteckt vom Meer
durch einen Felsen
mit einer alten Burgruine darauf.

Ein Ort wie gemalt.

Es ist Ebbe.
Wir wissen nicht,
dass es hier eine Höhle gibt,
die man bei Niedrigwasser erreichen kann.
Wir wissen auch nicht,
dass man diese Cottages mieten könnte.

All das erfahren wir später von Patrizia.
Jetzt staunen wir nur.

 

Rumgehen und Zeit totschlagen

Wir folgen dem Trail weiter, den Hang hinauf.
Es wird kälter.

Oben, an der Route 500,
stehen wir kurz an einem kleinen Soldatenfriedhof.
Hier gibt es eine Haltebucht –
vielleicht könnten wir morgen hier aussteigen,
für die nächste Etappe bis Dunbeath.
Noch einmal mit leichtem Gepäck? Vielleicht.

Denn jetzt wissen wir,
was es heißt, diese Klippenpfade zu gehen.
Und wir wissen auch:
Der Frost kommt wieder.
Kaum verschwindet die Sonne,
wird der Atem sichtbar.
Es wird kalt. Richtig kalt.

Um nicht auszukühlen,
gehen wir noch ein Stück weiter.

Dann wieder zurück.
Runter, rauf, zurück.
Der ganz normale Wandertag.

 

Der Rest des Tages

Zurück an der Straße.
Die Bushaltestelle gegenüber von Patrizias Laden.

Sie kommt gerade zurück von einem Spaziergang –
sie war bei der Höhle.

Und sagt:
Wenn der Bus nicht kommt, nimmt sie uns mit.
Sie will sowieso nach Helmsdale.
Timespan. Eine Veranstaltung über Auswanderer.
Neuseeland.

Neuseeland –
da war doch was.
Die Flagge in Helmsdale.
Geht es um Auswanderung?
Um die Clearances?
Sind Nachfahren der Vertriebenen zu Besuch in der Stadt?
Ich muss Marie fragen.

Aber der Bus kommt doch.
Pünktlich.
20 Minuten später sind wir wieder im Hostel.

Restessen vom Vortag.
Die andere Hälfte der Fish and Chips von gestern.
Tee.
Beine hoch.
Tagebuch schreiben.

Unser 80-jähriger Radfahrer ist auch zurück.
Geschafft: John o’Groats bis Helmsdale.
Er sieht müde aus,
aber zufrieden.

Respekt.

🧭 Wegbeschreibung: John o’Groats Trail Etappe 9 – Von Helmsdale nach Berriedale

Vom Hafen aus der Beschilderung folgen.  Bevor es um eine Felsnase geht, und der Strand nur noch aus Steinen besteht, den Hang hinauf gehen. Der komplette folgende Weg oberhalb der Klippen ist ausgeschildert, man muss aber die Augen offenhalten und manchmal nach Gefühl gehen, um die Übergänge von Weide zu Weide nicht zu verpassen.  Man kommt an einem Bunker direkt vorbei, danach ist der Weg wieder eindeutiger zu erkennen und führt dann zum Hochmoor. Hier bei jeder Wegmarke nach der nächsten Ausschau halten und die Richtung einschlagen. Das geht so bis man an einem Broch ankommt.

Danach geht der es ziemlich steil zum Ousdale hinunter. Vorsicht, besonders bei Nässe besteht Rutschgefahr. Über die Brücke und auf der gegenüberliegenden Seite sanft wieder zur Klippe hinauf gehen. Der Küstenlinie folgen, bis man auf Badbea trifft. Am Denkmal vorbei und dem wieder dem Wegweiser folgen. Bald führt der Weg auf die meerabgewandte Seite der Steinmauer. Danach geht der Weg weitere 1-2 km durch Graslandschaft, bis man kurz vor Berriedale über eine sanfte Wiese in das Tal absteigt.

2 Antworten auf „John o’Groats Trail – Tag 7 – Helmsdale via Badbea to Berriedale“

    1. Kann ich tatsächlich, denn ich bin auf meinem Weg auf den Schriftsteller Neil M. Gunn gestoßen worden (kann man sagen). Leider gibt es seine Bücher nur auf Englisch. The silver darlings handelt von dem Herings Boom, eine Einnahmequelle für die vertriebenen Menschen. Sehr einducksvoll. Es gibt auch eine Verfilmung, aber die ist leider nirgendwo aufzutreiben.

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